Nach den Angaben der ukrainischen Volkszählung von 2001 leben in der Ukraine etwa 33.000 Deutsche.
Aber die Repräsentanten der deutschen gesellschaftlichen Organisationen
der Ukraine bezweifeln die Richtigkeit dieser Angaben. Sie begründen es
damit, dass selbst nach dem Zerfall der Sowjetunion viele ethnische
Deutsche ihre Herkunft verschwiegen. Für viele sind die Erinnerungen
an jene Zeiten immer noch sehr stark, immer noch denkt man an den
verächtlichen Ausruf „Faschisten“, mit dem man sie bezeichnete.
„Viele sind der Meinung, wir seien
Abkömmlinge der Besatzer oder Kriegsgefangene. Das stimmt nicht. Nicht
viele wissen, dass etwa 880.000 Repräsentanten der deutschen ethnischen
Gruppe 1939 auf dem Territorium der Ukraine lebten.
Ihre Siedlungen lagen meistens in den
zentralen und westlichen Gebieten der Ukraine, auch im Süden (in
Odessaer Oblast und auf der Krim).
Mit Kriegsanfang im August 1941 wurden
etwa 500.000 ethnisch Deutsche nach Sibirien und Kasachstan deportiert-
und das im Laufe von einigen Tagen. Sie waren gezwungen, sich in
speziellen Siedlungen aufzuhalten und in der Trudarmee zu arbeiten.
Fast ein Drittel von ihnen starb an
Hunger, den sibirischen Frösten und unter schweren Lebensbedingungen“,
- erzählt der Vorsitzende des Rates der Deutschen der Ukraine, Wladimir
Leysle.
„Anfang der 70-er Jahre, mit der Abschaffung des administrativen Verbotes, kehrten die Deutschen in die Ukraine zurück.
1989 erreichte die Zahl der Deutschen 44.000.
In den 90-er Jahren wanderten viele
Familien nach Deutschland aus. Heute hat die Immigrationswelle
nachgelassen: erstens sind alle Interessenten schon ausgewandert,
zweitens ist das Lebensniveau in der Ukraine höher geworden- und viele
sehen mittlerweile eine Perspektive für sich hier.
Den Zug des Herzens zur historischen
Heimat äußern viele durch einen eigenen Beitrag zur Entwicklung von
internationalen Kulturprojekten und durch eine Kooperation
deutsch-ukrainischer Geschäfte“.
Mehr als 170 deutsche gesellschaftliche
Organisationen existieren heute in der Ukraine. Die größten sind die
Assoziation der Deutschen der Ukraine, der Verband „Deutsche Jugend in
der Ukraine“ und die „Wiedergeburt“.
Durch die Unterstützung von Seiten der
BRD über die GfE arbeiten in 68 ukrainischen Orten deutsche
Begegnungszentren, in denen die deutsche Sprache und die Geschichte
Deutschlands unterrichtet werden. In diesen Begegnungszentren treffen
sich auch verschieden Interessengruppen: Basteln, Theater, Tanz und
Gesang. Besonders entwickelt sind Programmefür ältere Leute und die
Jugend. Senioren haben die Möglichkeit, jedes Jahr Kuranstalten im
Süden der Ukraine zu besuchen. Junge Leute nehmen an Aktionsprogrammen
in der Ukraine und in Deutschland teil. So bei archäologischen
Expeditionen, Sprachkursen und Ausbildungsprojekten.
Zur Arbeitskoordination wird aller vier
Jahre eine Tagung der Deutschen der Ukraine durchgeführt. Während
solcher Tagungen wird das Entwicklungsprogramm für die nächsten 5 Jahre
ausgearbeitet und genehmigt. Der Rat der Deutschen der Ukraine ist das
repräsentative Organ der deutschen Minderheit der Ukraine. Aller zwei
Jahre werden gesamtukrainische Festspiele organisiert. Die besten
Kollektive aus der Ukraine und Gäste aus dem Ausland sind daran
beteiligt. Das Kiewer Publikum kennt schon die «Deutsche Quelle». Die
Auftritte dieser Tanzgruppe sind besonders inspirierend und feurig.
Neben der Kulturrichung werden auch Kontakte zu Partnerstädten in der Ukraine und in Deutschland gepflegt.
Es werden Projekte und Aktionen
veranstaltet, so führte z.B. der Verband "Deutsche Jugend in der
Ukraine" 2011 eine Radtour Ukraine-Belgien durch. Sie stand unter dem
Motto alternative Energiequellen und Müllverarbeitung. Die Deutschen in
der Ukraine veranlassen auch ein Jugendprogramm, das junge Leute auf
die "EURO 2012" vorbereitet. Dabei sind die Erfahrungen Deutschlands
besonders gefragt.
"In diesem Sommer haben deutsche und
ukrainische Jugendliche auf einer Kopie von einem Wikingerschiff den
Weg von Kiew nach Odessa zurückgelegt. Teilnehmer aus Deutschland waren
schwierige Jugendliche. Wir haben die Erfahrung in der Arbeit mit ihnen
übernommen", - erzählt Oleg Finger, Vorstandsmitglied der DJU.
"Ein bemerkenswertes Projekt wurde
organisiert durch die Unterstützung vom Ministerium für Familie, Jugend
und Sport der Ukraine. Das war ein Projekt, wo wir zusammen mit der
Taurischen Nationaluniversität „ V. I. Vernadskogo“ archäologische
Ausgrabungen von Siedlungen des germanischen Ostgoten-Volksstammes auf
der Krim vorgenommen haben. Solche Projekte helfen uns, die Geschichte
Europas für sich zu eröffnen".
Einer der beliebtesten Treffpunkte der
Deutschen ist die lutheranischen Kirche St. Katherinen in Kiew auf der
Luteranskoj Strasse 22.
Aber das ist nicht die einzigste Kirche.
Auch in anderen Städten befinden sich Kirchen, in denen sich (nicht
nur) die deutsche Minderheit trifft, so z.B. auch in Odessa.
Die ukrainischen Deutschen sind stolz
auf ihre Zeitgenossen, wie den Künstler Harri Ruf, den Professor der
Nationaluniversität in Donetsk - Alexander Dynges, die Geschichts- und
Heimatforscherin - Elvira Plesskaja- Sebold und den Abgeordneten des
Rates der Ukraine (2-er Einberufung) - Georgij Moser und viele andere.